Über den Dächern

Wir sehen den Sathorn Unique Tower schon von weitem. Unweit des Chao Phraya Rivers im Herzen von Bangkok erstreckt er sich 49 Stockwerke in die Höhe. Auf den ersten Blick eines von vielen Hochhäusern in der Gegend. Ein Betonklotz, verziert mit einem überdimensionalen Coca-Cola Plakat. Die unteren Stockwerke der Fassade sind noch weiß gestrichen. Je weiter der Blick nach oben schweift, desto mehr wird deutlich, dass sich für den oberen Teil des Gebäudes nicht mehr ganz so viel Mühe gegeben wurde. Die dunkelgrauen, terrassenartig angeordneten Balkone verlieren sich irgendwann in einem Gerüst aus trostlosen Betonpfeilern.

Der Bau des geplanten Büro- und Wohngebäudes wurde in den 90er Jahren begonnen und dann auf Grund von ausbleibenden Geldern während der Asienkrise einfach eingestellt. Seit dem ist die Bauruine verlassen und bröckelt vor sich hin. In dem „Ghost-Tower“, wie er von den Einheimischen genannt wird, soll es außerdem spuken.

Aufgrund seines Charmes und der nicht zu verachtenden Höhe ist der Ghost-Tower mittlerweile bei Backpackern und Fotografen eine beliebte Sehenswürdigkeit.

Unten vor dem Tower sollen halbherzig zusammen gezimmerte Bauzäune vor dem Betreten des Geländes abhalten. Durch eine schmale Öffnung gelangt man jedoch hindurch. Holzlatten führen in den „Eingangsbereich“ – eine leere Betonfläche, die an ein altes Parkhaus erinnert. Hier haben sich, vermutlich nicht ganz legal, ein paar Aufpasser angesiedelt, die einem gegen ein Eintrittsgeld von 200 Baht, die selbst gebaute Tür zum Treppenhaus öffnen. Wir bekommen sogar Studentenrabatt. Sehr nett. ^^
Vor uns liegen 49 Stockwerke. Zu Fuß. Die Treppen hoch.
Ich überlege bei jedem Schritt warum ich mir das eigentlich antue und muss nach 15 Stockwerken erstmal eine kurze Pause machen. Auf den Balkonen dieser Etage hat man bereits einen netten Blick über die niedriger gelegenen Gebäude. Auch wurde hier bereits mit dem Innenausbau begonnen. Vereinzelt stehen Badewannen und Kloschüsseln in den gekachelten Badezimmer-Rohbauten. Je höher wie jedoch kommen, desto verwaister und kahler ist das Gebäude.

Es ist 17 Uhr und die tiefstehende Nachmittagssonne, die in die verlassenen Gänge scheint, taucht diese in ein warmes Orangerot. Auf den oberen Stockwerken befindet sich der Tower wirklich nur im Rohbau. Es gibt keine Zwischen- und keine Außenwände. Man kann bis an den Abgrund laufen und zwischen den Betondecken über die Stadt blicken. Dieser Ort hat wirklich Charme. So rau, dreckig und unfertig, etwas gespenstisch aber trotzdem irgendwie schön und magisch.

Wir gehen weiter hoch bis auf die oberste Plattform. Der 49. Stock. Das Dach des Ghost-Towers.
Für ein verlassenes Gebäude ohne offiziellen Zugang ist hier oben ganz schön viel los. Jeder versucht sich bestmöglich an der Kante zu platzieren um ein gefährlich aussehendes Foto zu schießen.
Auf der Plattform befindet sich ein halbfertiger Torbogen und eine weitere kleine Plattform auf die man rauf klettern kann. Wir setzen uns an den Rand der Plattform und lassen die Beine über den Abgrund baumeln. Über unseren Köpfen der Himmel und unter unseren Füßen die Stadt. Der Blick ist frei und die Aussicht atemberaubend. Wir bleiben hier eine ganze Weile sitzen und lassen unseren Blick über die Skyline, den Fluss, die Straßen dieser wunderbaren Stadt schweifen. Es dämmert, der Himmel färbt sich rosa und schließlich blau, während die Sonne langsam hinter dem Dunst der Stadt verschwindet.

Aussicht und Atmosphäre hier oben waren so schön, dass ich mir die 49-Stockwerke-Odyssee sogar zweimal angetan habe. Es lohnt sich. Definitiv einer meiner Lieblingsplätze in Bangkok.

~ Collect moments, not things ~

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